Knotenpunkt

Knotenpunkt

Es herrscht nach wie vor ein Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die allgemeine Teilhabe an unserer Gesellschaft. Eine Integration in den Arbeitsmarkt oder auch die Teilnahme an Integrationsprojekten fällt bei Frauen aus unterschiedlichen Gründen deutlich geringer aus als bei Männern.

Daher starteten wir im Januar 2021 Knotenpunkt an der Werkstattschule, ein Integrationsprojekt speziell für Frauen.
Die Einzigartigkeit des Projekts bestand darin, dass insbesondere im Bereich Kunst und Handwerk Begegnungsmöglichkeiten durch gemeinsame Aktivitäten und eigene Projekte der Frauen - sogenannte Knotenpunkte - geschaffen wurden.

Das Projekt zielte auf die Stärkung der Eigenverantwortung sowie die Initiative der Teilnehmerinnen ab, um diese zu empowern. So wurden die Frauen durch das Projektformat gezielt dabei unterstützt, einen Zugang zu sich selbst und zur Gesellschaft zu finden.

Projektablauf

Federführend für die Durchführung des auf drei Förderjahre ausgelegten Projekts war ein Kernteam aus zwei Mitarbeiterinnen. Unterstützt wurden die beiden sowohl beim Aufbau als auch bei der Durchführung über die drei Jahre hinweg vom gesamten Team der Werkstattschule.

Zu Beginn wurde eine Website, gespickt mit inklusionsorientierten Illustrationen und Fotos sowie einem eigens kreierten Logo, erstellt. Anschließend wurde das Projekt mit Hilfe von passendem Printmaterial und dem Austausch zu anderen Organisationen in der Region beworben und so gezielt Teilnehmerinnen akquiriert.

Das erste Förderjahr war gekennzeichnet von der Vernetzung untereinander und der Gestaltung der Rahmenbedingungen.

Im zweiten Jahr wurde die Eigeninitiative der Frauen deutlich: Wo es am Anfang bei den Teilnehmerinnen noch ein wenig Zurückhaltung oder teilweise sogar Respekt vor dem Thema Handwerk gab, so waren sie ab dem zweiten Förderjahr sehr motiviert, unterschiedlichste Aktivitäten, Ausflüge und Workshops selbst anzubieten.
Ergänzend zu den künstlerischen und handwerklichen Tätigkeiten fanden ebenso Themen wie Kochen, Tanzen, Selbstverteidigung, Fastenbrechen im Ramadan und Kulturelles wie Musuems- und Kinobesuche ihren Platz.

Am Ende des Förderzeitraums lebte das Projekt mit insgesamt über 80 Teilnehmerinnen von seiner Vielfältigkeit und hatte sich bei den Teilnehmerinnen als “safe space” etabliert.

Ziele

Vernetzung

Safe Space

Empowerment

Weiterbildung

Ziel des Projekts war es, den Austausch zwischen Frauen mit unterschiedlichen, bspw. kulturellen, demographischen oder auch religiösen, Hintergründen zu fördern und ein multikulturelles Netzwerk zu schaffen.

Durch den regelmäßigen Austausch innerhalb des Gruppe entstanden vielfältige Projekte, die nicht nur neue Begegnungsmöglichkeiten schufen, sondern auch den Teilnehmerinnen halfen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu stärken. Am Ende wurde ein weitreichendes Netzwerk von Knotenpunkten in der Rhein-Neckar-Region aufgebaut, das auch in Zukunft Begegnungen zwischen Frauen ermöglichen kann.

Veranstaltungen
(sogenannte Knotenpunkte)

Kunst und Handwerk sind ein effektives Werkzeug, um Menschen einen Zugang zu ihrem Erleben anzubieten und Gruppenprozesse anzustoßen. Durch die Arbeit mit den Händen ermöglichte das Projekt, dass Integration im gemeinsamen Tun und Schaffen stattfindet. Der handwerkliche Fokus öffnete die Möglichkeit für die Teilnehmerinnen, immer wieder etwas Neues auszuprobieren und dabei gemeinsam positive Erfahrungen zu sammeln.

“Wir gestalteten und stellten ein Notizbuch selbst her. Dabei lernten die Teilnehmerinnen die Technik des Buchbindens und des Siebdruckens kennen. Zu Beginn entwickelten wir abstrakte Motive, dies waren z.B geometrische Buchstaben oder Formen. Mithilfe von Scheren und Schneidemessern schnitten wir unsere Motive aus schwarzem Karton aus. Für den Siebdruck belichteten wir die Motive in der Dunkelkammer auf Siebe und bereiteten sie vor. Anschließend druckten wir gemeinsam unsere Motive auf verschiedene farbige Leinenbezüge (Notizbuchcover). Zum Schluss lernten die Teilnehmerinnen, wie sie aus deinem bedrucktem Leinenbezug, Pappe, Papier und Leim ein eigenes Notizbuch herstellen.”

Siebdruck & Buchbinden

“Man kann sagen, wir waren alle wie im Rausch angesichts der wunderbaren Schränke die wir selbst geschreinert haben. Wenn man bedenkt, dass es das erste Mal war, dass wir so etwas selbst hergestellt haben ist es ein enormer Erfolg. Insbesondere die Steigerung vom Schneidebrettchen (aus dem letzten Workshop) nun zu einem komplexen Möbelstück mit Schubladen und ausgefräster Aussparung für die Rückwand. Wir sind sehr stolz darauf und die Schränke sind totale Handschmeichler geworden.”

Holz Workshop

“Es gab Geschichten, Austausch, ein Natur-Ritual, eine innere Reise und sehr leckeres Stockbrot mit Bratäpfeln. Wir haben Altes verabschiedet und Neues eingeladen.”

Rauhnachtgeflüster

“Unter der fachkundigen Anleitung von Jana Wollherr von der Drehwerk Keramikmanufaktur Heidelberg tauchten wir in die faszinierende Welt der Tonkunst ein und konnten eigene Pflanzgefäße herstellen und gestalten.

Ich bin unglaublich dankbar für die bereichernde Erfahrung, die wir bei diesem Keramik Workshop machen durften. Es war eine wunderbare Gelegenheit, unsere kreativen Kräfte zu entfalten und unsere eigenen Pflanzgefäße zu erschaffen.”

Keramik

“Eine Vulva verursacht Freude und Schmerz, Qual und Ekstase. Sie ist der natürliche Weg von fast jedem Menschen ins Leben. Trotzdem wird die Vulva seit Jahrhunderten mit Scham und Unreinheit assoziiert. Sei es das Tabuthema Menstruation, der Trend zur plastischen Vulva-Verkleinerung, die falsche Darstellung in Lehrbüchern oder die Unterdrückung selbstbestimmter Sexualität und geschlechtlicher Identitäten jenseits des Binären. Menschen mit Vulva wird es bis heute verwehrt, ihre Körper zu genießen und sich ihrer Kraft bewusst zu sein. In diesem Workshop wenden wir uns deshalbder Vulva hin.” - Kursleiterin Hanna

Wilde Vulven

“Mir hat das gemeinsame Porträtzeichnen am besten gefallen: die Basis war ein Gesicht, das jede von uns - von sich selbst - ganz schnell durch eine geniale Anleitung gemalt hatte. Dann haben wir uns eine Lieblingsfarbe geschnappt und haben reihum auf jedem Basisporträt ein farbiges Geschenk hinterlassen. Den Endschliff durfte dann wieder jede von uns durch Abdecken mit weiß oder Akzentuieren mit schwarz vornehmen. Aus den einfachen Gesichtern sind auf diese Weise super schöne, beindruckende, lebendige idividuelle Porträtwerke entstanden, die alle in irgendeiner Weise die Besonderheit der Portätierten ausstrahlen.  Angelika Kehlenbach hat den Workshop so liebevoll und wunderbar spielerisch ohne Druck und mit vielen Überraschungen gestaltet und ich bin sehr erfüllt nach Hause gegangen und habe das Gemeinschafts-Porträt gleich aufgehängt.“

Portraitzeichnen

Projektabschluss & Übergabe

Das Empowerment der Teilnehmerinnen gipfelte nach Abschluss des dreijährigen Förderzeitraums im Dezember 2023 in der Übergabe des Projekts zur eigenen Verwaltung. Letztendlich entstand durch das Projekt Knotenpunkt ein multikulturelles Netzwerk, das eine Gesellschaft fördert, in der Menschen miteinander, und nicht nur nebeneinander, leben. Es gibt nach wie vor regelmäßige Angebote, beispielsweise zu den Themen Kunst, Tanz und Kochen.

Weitere Infos auf: www.knotenpunkt-netzwerk.de